Tag 5

Ich kann nicht einschlafen, weil ich an neue grosse Schritte denke und am liebsten loslegen will. Bin 100km weg. Und mir noch einen dazu überlegt habe. Ich vermute, das wird in Zukunft noch häufiger passieren. Wenn der Kurs und die Aufgaben erst einmal richtig losgehen, es ans Eingemachte geht. Verwirrend finde ich derzeit wirklich den Gedankenwechsel zur Einstellung und Entsorgung mit „Warum hab ich das zwanzig Jahre lang aufbewahrt?“

Die blaue Ex Balkonbank soll nun auch weg. Eben landete sie dann doch noch kurz wieder visuell auf dem Balkon. Kurz war sie gedanklich zwischenzeitlich unten An der Strassenecke als Klönbank für Nachbarn. Aber sie soll eigentlich, im Dunkeln heimlich von mir da hingetragen, auf den Platz ohne Namen am anderen Ende der Strasse. Auf unseren wunderschönen Platz. Mit Schild „Verschenkt. Zum Mitnehmen. Oder hier Stehenlassen.“ Seit Corona ist der Platz viel genutzt. Ich hab dort vor einiger Zeit auch erstmals für eine Cola lang glücklich Platz genommen.

Ich möchte ihre Geschichte erzählen. Die Holzbank habe ich vor vielen Jahren gekauft, sie glaube ich an einem Ende etwas mit der Säge gekürzt, sie lieblingsblau angestrichen. Und fortan jahrelang gemütlichst Feierabend darauf auf meinem Balkon verbracht. Aus einer alten Stuhllehne habe ich im selben Blau eine Rückenstütze gebaut. Darauf ein uraltes Gartenstuhlkissen, dessen Existenz in meinem Haushalt (Ablage oberstes Brett Kleiderschrankraum) ich erst letzte Woche a zweifelte (… Wer weiss, wozu…).

Im Winter kam sie zuerst jahrelang auf den Dachboden, zuletzt vor die Wohnung ins Treppenhaus. Super Abstellteil. Dort steht sie auch jetzt gerade, als ich aus der Ferne entschliesse, dass sie weg muss. Ich mag sie dort auch jetzt noch! Aber ich möchte weniger besitzen. Solche Dinge sind Fluchtweg-technisch glaub ich nicht erlaubt im Treppenhaus. Im Weg stehen tut sie an sich nicht. Ich habe dann ein grosses Möbelstück weniger. Woanders kann sie zum Sitzen benutzt werden. Da eine Ablage Fläche vor der Wohnungstür sehr praktisch ist, kommt dort dann wieder einer der auf dem Dachboden dauerlagernden Plastikklappstühle (für Küchenessen mit Gästen genutzt, selten) hin, wie zuvor im Sommer, als die Bank auf dem Balkon im Einsatz war.

Ich kanns kaum erwarten, alles morgen Abend umzusetzen bzw vorzubereiten. Und würde jetzt doch gerne endlich einschlafen.

 

Tag 6 am Abend

Es sind nicht nur Dinge, die überflüssig sind, von denen man sich trennen kann. Hier trenne ich mich von einem Möbel, was jeden Tag im Einsatz ist, einer Bank. Ich möchte insgesamt weniger besitzen und die Bank fiel mir ein, auch ein sofortiger Ersatz „aus dem Bestand“, der weniger Fläche benötigt, und den ich nicht weggeben werde, weil auch anderweitig eingesetzt.

Zielstrebig setze ich als zweites diese Aufgabe um. Zuerst hatte ich die beiden roten Stühle noch in der Abenddämmerung vom Dachboden geholt und den Teil vorbereitet. Jetzt die blaue Bank. Ich schreibe, drucke und laminiere das Schild. Bringe es mit zwei Kabelbindern an der Bank an. Warte noch ein bisschen, bis es noch dunkler ist, mir ist es irgendwie peinlich, sie dort abzustellen. Oder habe ich Angst, dass es verboten ist, als Entsorgung?

Ich gehe hinunter, der Regen hat gerade einmal aufgehört. Die Bank unter dem einen Arm, das Laminat in der anderen Hand. Ich stelle die Bank dort heimlich ab, mache schnell das Schild fest. Gut steht sie da so, könnte echt bleiben. Aber ich habe die Wahl gelassen, sie auch gerne mit zu nehmen. Ganz oben steht VERSCHENKT. Denn wenn ich mich umdrehe, habe ich es bereits getan. Ich mache noch einige Fotos, es sieht toll aus so im Abendlicht, nasses Kopfsteinpflaster des hübschen Platzes. Schön ist es hier. Keiner da. Ich gehe zurück, die Strasse hinunter, den Rücken zur Bank, und bin erleichtert, aber nicht erfreut.

bank als ablagefläche bank vor wohnungstür

Da steht sie und ich bemühe mich, es nur hübsch zu finde und nicht einsam und traurig gerade.
bank verschenkt

Tag 7 am Morgen

Ich habe die anderen beiden Aktion auch auf Video mit Text von mir zur Erinnerung dokumentiert. Das hatte ich bei der Bank noch nicht gemacht und wollte es heute morgen nachholen. Tja, da kam ich wohl zu spät. Die Bank hatte bereits ein neues Zuhause und einen neuen Besitzer gefunden. Kurzer Schreck, dann habe ich mich endlich gefreut. Wie auch sonst, wenn aus dem Tauschhaus, welches neben dem Platz aufgebaut ist, wo ich die Bank abstellte, steht. Häufig kam direkt nach mir eine Frau, die genau meine gerade eben abgelegten Gegenstände toll fand und mit nahm. Wie mich das freut!

Und so sieht das jetzt aus, wie auch früher, als die Balkonbank als solche im Sommer draussen stand. Reicht aus, ist weniger sperrig. Und die Stühle stehen sonst nur selten gebraucht auf dem Dachboden. Ich möchte sie behalten für Gäste. Sobald ich hier durch bin mit dem Kurs. Wie ich mich darauf freue!

stuhl als ablage

Tag 6 – Eine Bank verschenkt